Hilfseinsatz in Uganda 2024
Zwischen dem 22. August und dem 15. September 2024 verbrachte ich mit zwei befreundeten Kommilitoninnen, die ebenfalls an der Charité Zahnmedizin studieren, drei lehrreiche und spannende Wochen in einem zahnmedizinischen Hilfsprojekt des Dental Volunteers e. V. in dem wunderschönen ostafrikanischen Land Uganda. Vor unserer Abreise sammelten wir verschiedene nützliche Sachspenden, wie Komposite, Adhäsivsysteme, Extraktionszangen, Anästhetika und Kinderkronen in verschiedenen Berliner Zahnarztpraxen und an der Zahnklinik der Charité, um vor Ort möglichst viele Menschen behandeln zu können. Auch die finanzielle Unterstützung durch die Prof. Herbert Harnisch und Brigitte Harnisch-Stiftung leistete einen entscheidenden Beitrag für die Realisation unseres Vorhabens.
Nach unserer Landung in Entebbe wurden wir bereits am Flughafen herzlich durch unseren Fahrer begrüßt, der uns 4,5 Stunden in den Westen des Landes nach Rwibaale nahe Kyenjojo fuhr, wo wir den ersten Teil unseres Aufenthaltes verbringen sollten. In Rwibaale kamen wir bei den Nonnen des St. Theresa of Lisieux Konvents unter, die uns während unseres gesamten Aufenthaltes tatkräftig unterstützten. Da der zahnmedizinische Behandlungsbedarf in Uganda aufgrund eines Mangels an Zahnärzten, der wohl auf die hohen Studienkosten zurückzuführen ist, sehr groß ist,
nahmen wir noch am Ankunftstag die Arbeit im angegliederten Krankenhaus auf. Unter der Aufsicht einer Kölner Zahnärztin legten wir, bewaffnet mit kleinen tragbaren Motoren, viele Füllungen, führten Parodontitis-Therapien, Extraktionen und Osteotomien durch und und wurden mit der Zeit immer selbstsicherer und schneller, sodass wir allein in der ersten Woche circa 150 Menschen behandeln konnten.
Dass viele Menschen bei uns zum ersten Mal in ihrem Leben eine zahnärztliche Behandlung erhielten und viele nicht einmal eine Zahnbürste besaßen, zeigte sich leider auch im Zahnstatus der meisten Patientinnen und Patienten. Der jüngste Patient mit fortgeschrittener Parodontitis war gerade einmal 19 Jahre alt und hatte bereits einen starken Lockerungsgrad an einigen Zähnen. Viele Patienten kamen auch mit vielen Wurzelresten und abgebrochenen Zähnen zu uns, sodass bei manchen von ihnen bis zu zehn Extraktionen nötig waren. Trotz mancher Kommunikationsschwierigkeiten waren die Patienten überwiegend sehr freundlich und dankbar und verbeugten sich zum Teil tief nach der erfolgten Behandlung. Dass das Anheben beider Augenbrauen in Uganda „Ja“ bedeutet erschloss sich uns mit der Zeit und erleichterte unsere Arbeit, wenn wir die Patienten bei mit Watte ausgestopftem Mund fragten, ob sie Schmerzen hatten („Oxsassa?“) oder ausspucken wollten („Kuchuayu?“). Über die gesamte Zeit waren es vor Allem die vielen Begegnungen mit den Kindern, die uns viel Freude bereiteten. Als eines der jüngsten Länder der Welt mit einem durchschnittlichen Alter der Bevölkerung von 16,5 Jahren trafen wir ständig auf Gruppen von älteren und jüngeren Kindern, deren Neugier und Aufgeschlossenheit uns immer wieder begeistert haben.
Nach einer Woche in Rwibaale ging es für uns weiter zu unserem nächsten Einsatzort in Kitoma. Da wir zusätzlich zu unserem privaten Gepäck noch fünf Koffer voller Instrumente mitnehmen mussten, wurde es zu viert sehr eng auf der Rückbank des kleinen Autos und so lehnten wir uns die zweieinhalbstündige Fahrt über abwechselnd vor und zurück, um etwas mehr Platz zu haben.
Die Begrüßung durch die Schulkinder in Kitoma, die im Chor „You are welcome, you are welcome, dear sisters, you are welcome“ sangen, ließ uns dann aber schnell die anstrengende Fahrt vergessen. Da unbekannter Besuch in Uganda meist in Form von Nonnen kommt, erklärt sich der Liedtext der Kinder, die auch mich fröhlich als Sister begrüßten.
Die wunderbare Hebamme Madrine und der Krankenpfleger Julius, die unseren Aufenthalt in der EM‘s Clinic organisierten, bereiteten uns einen sehr schönen Empfang und wir fühlten uns direkt zu Hause auf dem Klinikgelände mit weitem Blick über die grüne, felsige Hügellandschaft. Die EM‘s Clinic gehört zu einer Organisation, die sich um die soziale und wirtschaftliche Entwicklung im westugandischen Kibaale-Distrikt, einem der ärmsten Distrikte des Landes mit vielen Flüchtlingen aus dem Kongo und aus Ruanda, kümmert und zu der auch eine Schule und verschiedene landwirtschaftliche Projekte
gehören. Die Dankbarkeit der Angestellten, der Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen zeigte sich in Kitoma vom ersten Tag an bis zum Ende unseres Aufenthalts.
Wir behandelten mehr als 250 Menschen und waren oft gerührt von ihren Geschichten und ihrer Freundlichkeit. Vor allem durch die Kinder der Lehrerinnen und Krankenpfleger wurden wir direkt als Teil der Gemeinschaft angesehen und so verbrachten wir viele schöne Nachmittage und Abende mit ihnen, an denen wir zusammen spielten, sie sich von meinen Kommilitoninnen die Nägel lackieren ließen, sie unsere Smartphones bestaunten, wir Wasserschlachten machten, Fangen spielten und spazieren gingen. Auch sonst wurde sehr gut für uns gesorgt, die Schulköche bereiteten uns dreimal am Tag leckeres Essen und Madrine und Julius zeigten uns in unserer Freizeit die schönen von Affen und Vögeln bevölkerten Wälder und Berge in der Umgebung und nahmen uns auf ihren Boda Bodas (Motorrädern) in die kleinen Nachbardörfer mit, wobei auf jedem Boda Boda drei Leute Platz fanden.
Nachdem die Kölner Zahnärztin leider vier Tage vor uns abreisen musste, da ihr Urlaub zu Ende ging, behandelten wir drei Studierenden in den letzten Tagen hauptsächlich noch die Schulkinder, legten Füllungen und führten Mundhygieneinstruktionen durch.
Madrine, die mit großer Leidenschaft als Hebamme das Leben von Müttern und Familien verbessern möchte, lud uns an einem Abend zu ihrer Tante ein, bei der sie mit ihren zwei Brüdern aufgewachsen ist und so verbrachten wir mit der ganzen Familie einen schönen Abend mit viel gutem Essen und guten Getränken, die die Tante extra für uns vorbereitet hatte.
Insgesamt war die Zeit in Uganda für uns alle eine unglaublich lehrreiche, schöne und abwechslungsreiche Erfahrung, von der wir fachlich und privat extrem profitieren konnten. Nach 8 Semestern Studium war es schön, das erlernte Wissen und die erworbenen Fähigkeiten zum Wohle der Patienten in Uganda einsetzen zu können und wir sind dankbar für all die tollen Begegnungen mit den Menschen vor Ort.